Für Kinder, deren Bezugsperson unheilbar krank ist


Rechte für Kinder

Du hast das Recht auf Informationen, die im Zusammenhang mit der Krankheit des
betroffenen Menschen stehen. Du hast das Recht auf die Wahrheit über das, was
geschehen kann oder geschehen wird.

Du hast das Recht, sofern es möglich ist, diesen Menschen so oft Du möchtest zu
sehen, ihn zu besuchen oder Zeit mit ihm zu verbringen.

Du hast das Recht, traurig über die Situation zu sein. Trauer ist ein ganz normales
Gefühl. Dafür muss man sich nicht schämen.

Du hast keine Schuld an dieser Krankheit – auch wenn Du vielleicht schon mal
wütend oder sauer auf diesen Menschen gewesen bist.

Du hast das Recht zu weinen. Weine, wenn Dir danach ist. Auch Jungs dürfen
weinen. Man kann aber auch traurig sein, ohne zu weinen.

Du hast das Recht, wütend und zornig zu sein. Wenn es Dir gut tut, suche Dir
einen Ort, wo es keinen stört, und schreie Deine Wut laut heraus.

Du hast das Recht, zu schweigen. Wenn Du nicht reden möchtest, dann ist das
okay. Erwachsenen hilft das Reden, deshalb ist es ihnen oft wichtig, wenn Du
mit ihnen über das sprichst, was Dich belastet.

Du hast das Recht, allein sein zu wollen. Wenn Du Abstand und Ruhe brauchst,
dann nimm Dir diese Zeit.

Du hast vielleicht Angst, dass auch andere Menschen, die Du lieb hast, so
krank werden – oder dass Du selbst sehr krank werden könntest. Sprich
über Deine Angst mit jemandem, dem Du vertraust.

Du hast das Recht, Fragen zu stellen. Es gibt keine falschen oder dummen
Fragen über die Krankheit und alles, was damit zu tun hat. Deshalb frage
jemanden danach.

Du hast das Recht auf (mindestens) einen Menschen, dem Du absolut vertrauen
kannst und mit dem Du über alles reden kannst. Vielleicht ist dies auch jemand,
der gar nicht zu Deiner Familie gehört. Falls Du so einen Menschen noch nicht
hast, dann ist es wichtig, gemeinsam mit Deinen Angehörigen zu suchen, wer
dies sein könnte.

Du hast das Recht, zu lachen und fröhlich zu sein. Wenn Du lachst, spielst
und Dich freust, dann ist das sehr schön und wichtig. Man kann nicht nur
die ganze Zeit traurig sein oder über das nachdenken, was geschehen
wird oder geschehen könnte.

Du hast das Recht, Dich an schöne Zeiten zu erinnern, an Momente, in denen
vielleicht noch alles in Ordnung war, an Momente, die ganz besonders waren.
Deine Erinnerungen kann Dir niemand nehmen.
Sie sind wie ein wertvoller Schatz.

copyright by Oliver Junker und Dr. Birgit Vyhnalek, 2009, aktualisiert 2015



Tipps und Anregungen für Kinder

Ein Mensch, der Dir wichtig ist, ist sehr krank. Vielleicht ist es sogar Deine
eigene Mutter, Dein eigener Vater oder eines Deiner Geschwister. Das ist
ganz schlimm und tut einem innerlich auch sehr weh!

Ich glaube es einfach nicht – und ich will es nicht glauben!

Gerade am Anfang kann man und will man es nicht glauben, dass es wirklich
so ist. Man denkt, das muss ein Irrtum sein. Man glaubt, das müsse bestimmt
eine Verwechslung sein.

Ich will dass die Krankheit aufhört!

Viele hoffen bis zum Schluss, dass es doch noch ein Heilmittel geben wird,
damit diese Krankheit aufhört, damit man wieder gesund wird. Da macht
es einen richtig wütend, wenn die Erwachsenen oder die Ärzte sagen,
dass man die Krankheit leider nicht heilen kann.

Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll!

Kinder wissen oft nicht, wie sie sich jetzt verhalten sollen. Deshalb verhalte
Dich so, wie es Dir gut tut. Wenn Du weinen willst, dann weine. Wenn Du
spielen willst, dann geh spielen. Wenn Du nicht reden willst, dann
schweige. Wenn Du wütend bist, dann suche nach einem Weg,
diese Wut rauszulassen – ohne dadurch anderen wehzutun.

Was kann ich für mich tun, damit es mir besser geht?

Angst und Trauer sind wie eine schwere nasse Decke, die auf einem liegt.
Sie machen dunkel, kalt und auch ein komisches Gefühl im Bauch. Deshalb
ist es wichtig, auch mal nicht traurig zu sein und keine Angst zu haben. Geh
mit Deinen Freunden raus, spiele Deine Lieblingsspiele. Mache Sport und
tobe Dich aus. Höre Deine Lieblingsmusik. Mach Dinge, die Dir gut tun
und Dir Spaß machen.

Ich will nicht, dass über Tod und Sterben gesprochen wird!

Durch ganz schlimme Krankheiten können Menschen sterben. Der Gedanke daran
ist furchtbar. Es ist okay, wenn Du Dich gegen diesen Gedanken wehrst, wenn Du
wütend wirst, wenn über das Sterben gesprochen wird. Wichtig ist aber auch, dass
Du, wenn die Wut etwas kleiner geworden ist, mit Menschen, die Dir wichtig sind,
über Tod und Sterben sprichst, über Deine Ängste, Deine Sorgen, Deine Traurigkeit.

Wertvolle Momente!

Die Zeit, die man mit Menschen verbringen darf, ist manchmal viel zu kurz, vor allem
dann, wenn eine schlimme Krankheit das Leben viel zu früh beendet. Deshalb ist es
wichtig, die Momente zu nutzen, die man mit diesem Menschen noch erleben darf.
Zeige diesem Menschen, was er/sie Dir bedeutet. Das kann mit Worten, in Briefen
oder in Bildern sein. Du darfst auch über Deine Gefühle, Deine Wut, Deine Trauer
und Deine Angst sprechen, schreiben oder malen. Oft tut es auch gut, sich einfach
nur in den Arm zu nehmen.

Wenn die Krankheit einen Menschen verändert!

Manchmal kommt es vor, dass der Mensch, der sonst immer so fröhlich und
lustig war, selbst müde oder traurig wird. Auch kann eine Krankheit den
Menschen äußerlich sehr verändern. Da kommt es schon vor, dass man
das Gefühl kriegt, das sei gar nicht mehr der Mensch, den man kennt.
Darunter leidet derjenige, der so krank geworden ist, bestimmt auch
sehr. Wenn Du nachdenkst und auf Dein inneres Gefühl vertraust, dann
wirst Du merken, dass Du diesen Menschen trotz seiner Veränderungen
lieb hast. Dadurch wird es auch leichter, ihm Deine Liebe zu zeigen.

Wie geht es weiter?

Am Anfang glaubt man, das Leben würde nicht mehr weitergehen. Aber es
geht weiter. Doch es ist jetzt anders als früher. Du musst jetzt damit leben,
dass dieser Mensch sehr sehr krank ist. Und Du wirst damit leben müssen,
dass dieser Mensch eines Tages nicht mehr da ist. Das ist gar nicht einfach,
manchmal sogar ganz ganz schwer. Du musst versuchen, es zu schaffen.
Lass Dir helfen, wenn Du nicht weiterkommst.

Wer kann mir helfen?

Oft möchte man seinen Eltern oder Verwandten nicht erzählen, dass es
einem nicht gut geht. Aber es ist wichtig, mit jemandem zu sprechen. Du
kannst auch mit anderen reden. Mit Freunden oder mit einer Lehrerin,
die Du gerne hast. Und es gibt noch andere Menschen, die für
Dich da sind:


Kinder- und Jugend-Sorgentelefon / Nummer gegen Kummer: 116 111
Montag bis Samstag von 14 - 20 Uhr
kostenfrei vom Handy und Festnetz

Dort kannst Du auch anonym anrufen,
also ohne Deinen Namen zu sagen.


Internet: www.nummergegenkummer.de


copyright by Oliver Junker und Dr. Birgit Vyhnalek, 2009
aktualisiert 2011 und 2015


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